Mai
19
Fasten- und Osterzeit St. Elisabeth (Teil 55)
Eingereicht von pr_wingerter am 19. Mai 2020
Wir zünden eine Kerze an ... link bitte anklicken!
Paul Josef Nardini - Kampf gegen Armut

Kinderschuhe – schmutzig und kaputt. Sie führen heute in das nächste Kapitel des Lebensweges Nardinis.
Kaputte Schuhe – sie stehen für die Armut, die Nardini in Pirmasens erlebt. Es sind besonders die Kinder, die unter dieser Armut leiden. Ob sie überhaupt Schuhe trugen? Im Sommer sicher nicht und die Ärmsten hatten wohl auch im Winter eher Lumpen um die Füße gewickelt als Schuhe getragen.
Natürlich leidet nicht die ganze Stadt unter Armut, es gibt viele wohlhabende Bürger. Aber die Armenfürsorge steht nicht hoch im Kurs. Es gibt eine Suppenspeisung für die Ärmsten, aber das war es auch schon.
Das Elend einer großen Bevölkerungsgruppe kommt daher, dass die Mütter als „Pirmasenser Schuhweiber“ viele Wochen im Jahr unterwegs sind, um die in Pirmasens gefertigten Schuhe zu verkaufen. Die zurückgebliebenen Männer trinken und sorgen sich nicht um die Kinder.
Die Familien hausen in kalten und nassen Kellerräumen; an Schulbesuch für die Kinder denkt in diesen Verhältnissen niemand.
Nardini nimmt die Not wahr. Aber er ist allein. Schon im November 1851 veröffentlicht er einen Aufruf zur Hilfe für die Armen im Pirmasenser Wochenblatt. Darin schreibt er:
„Der Unterzeichnete hat gelegentlich seines amtlichen Wirkens und Privatlebens in hiesiger Stadt bei so vielen braven Familien eine Armut angetroffen, die ihm in der Seele wehtut und jedes fühlende Menschenherz zum Mitleiden hinreißt und zur Hilfe auffordert. Er hält es für überflüssig, ein Bild von der Größe des Notstandes und den daraus entstehenden Folgen zu entwerfen, indem er voraussetzt, dass vieles den Einwohnern mehr als ihm selbst bekannt ist und vor Augen steht. Obgleich er zunächst nur für das Seelenheil der Gemeinde zu sorgen hat, so kann er sich doch das leibliche Elend, von dem so viele Mitglieder der Gemeinde hart gedrückt sind, nicht aus dem Sinn schlagen, muss vielmehr Tag und Nacht daran denken, wie unglücklich die Lage dieser Armen ist. Er könnte hier nie glücklich und zufrieden leben, wenn er sich nicht sagen könnte, das Seinige nach möglichster Kraft zur Linderung der Armut beigetragen zu haben mit Rat und Tat.“ (Zitiert in Sr. Radegund Bauer, Nardini)
Nardini schreitet zur Tat. Aus Niederbronn im Elsass will er Schwestern eines jungen Ordens nach Pirmasens holen. Sie könnten ihn unterstützen. Aber er stößt auf Widerstand in der Stadt. Lange dauert es, bis die Schwestern kommen können. Sie machen sich ohne Rücksicht auf ihre Kräfte an die Arbeit. Da kommt ein strenger Winter. Zum Hunger bricht noch Typhus aus. Auch die Schwestern erkranken, und Nardinis Arbeit für die Armen der Stadt scheint zu scheitern.
Aber Nardini hat Beziehungen in München. Die Pfalz gehörte damals schließlich zum Königreich Bayern. So konnte er die königliche Familie gewinnen, sein Werk zu unterstützen. Aber auch Bischof und staatliche Stellen unterstützen seine Ideen. Nardini kann ein Armen- und Waisenhaus einrichten.
Da kommt die Hiobsbotschaft: Die Niederbronner Schwestern müssen Pirmasens verlassen. Warum? Sie kommen aus dem Elsass, aus Frankreich. Wohltaten durch Französinnen, das kommt bei einigen nationalistisch gesinnten Kreisen nicht gut an. Und sie nutzen ihren Einfluss: Die Schwestern werden aus Deutschland ausgewiesen.
Nardini steht wieder allein da. Was soll er tun? Er findet die Lösung in seiner ehemaligen Pfarrei Geinsheim.
Darüber demnächst mehr.
Bleiben Sie gesund!
Paul Josef Nardini - Kampf gegen Armut

Kinderschuhe – schmutzig und kaputt. Sie führen heute in das nächste Kapitel des Lebensweges Nardinis.
Kaputte Schuhe – sie stehen für die Armut, die Nardini in Pirmasens erlebt. Es sind besonders die Kinder, die unter dieser Armut leiden. Ob sie überhaupt Schuhe trugen? Im Sommer sicher nicht und die Ärmsten hatten wohl auch im Winter eher Lumpen um die Füße gewickelt als Schuhe getragen.
Natürlich leidet nicht die ganze Stadt unter Armut, es gibt viele wohlhabende Bürger. Aber die Armenfürsorge steht nicht hoch im Kurs. Es gibt eine Suppenspeisung für die Ärmsten, aber das war es auch schon.
Das Elend einer großen Bevölkerungsgruppe kommt daher, dass die Mütter als „Pirmasenser Schuhweiber“ viele Wochen im Jahr unterwegs sind, um die in Pirmasens gefertigten Schuhe zu verkaufen. Die zurückgebliebenen Männer trinken und sorgen sich nicht um die Kinder.
Die Familien hausen in kalten und nassen Kellerräumen; an Schulbesuch für die Kinder denkt in diesen Verhältnissen niemand.
Nardini nimmt die Not wahr. Aber er ist allein. Schon im November 1851 veröffentlicht er einen Aufruf zur Hilfe für die Armen im Pirmasenser Wochenblatt. Darin schreibt er:
„Der Unterzeichnete hat gelegentlich seines amtlichen Wirkens und Privatlebens in hiesiger Stadt bei so vielen braven Familien eine Armut angetroffen, die ihm in der Seele wehtut und jedes fühlende Menschenherz zum Mitleiden hinreißt und zur Hilfe auffordert. Er hält es für überflüssig, ein Bild von der Größe des Notstandes und den daraus entstehenden Folgen zu entwerfen, indem er voraussetzt, dass vieles den Einwohnern mehr als ihm selbst bekannt ist und vor Augen steht. Obgleich er zunächst nur für das Seelenheil der Gemeinde zu sorgen hat, so kann er sich doch das leibliche Elend, von dem so viele Mitglieder der Gemeinde hart gedrückt sind, nicht aus dem Sinn schlagen, muss vielmehr Tag und Nacht daran denken, wie unglücklich die Lage dieser Armen ist. Er könnte hier nie glücklich und zufrieden leben, wenn er sich nicht sagen könnte, das Seinige nach möglichster Kraft zur Linderung der Armut beigetragen zu haben mit Rat und Tat.“ (Zitiert in Sr. Radegund Bauer, Nardini)
Nardini schreitet zur Tat. Aus Niederbronn im Elsass will er Schwestern eines jungen Ordens nach Pirmasens holen. Sie könnten ihn unterstützen. Aber er stößt auf Widerstand in der Stadt. Lange dauert es, bis die Schwestern kommen können. Sie machen sich ohne Rücksicht auf ihre Kräfte an die Arbeit. Da kommt ein strenger Winter. Zum Hunger bricht noch Typhus aus. Auch die Schwestern erkranken, und Nardinis Arbeit für die Armen der Stadt scheint zu scheitern.
Aber Nardini hat Beziehungen in München. Die Pfalz gehörte damals schließlich zum Königreich Bayern. So konnte er die königliche Familie gewinnen, sein Werk zu unterstützen. Aber auch Bischof und staatliche Stellen unterstützen seine Ideen. Nardini kann ein Armen- und Waisenhaus einrichten.
Da kommt die Hiobsbotschaft: Die Niederbronner Schwestern müssen Pirmasens verlassen. Warum? Sie kommen aus dem Elsass, aus Frankreich. Wohltaten durch Französinnen, das kommt bei einigen nationalistisch gesinnten Kreisen nicht gut an. Und sie nutzen ihren Einfluss: Die Schwestern werden aus Deutschland ausgewiesen.
Nardini steht wieder allein da. Was soll er tun? Er findet die Lösung in seiner ehemaligen Pfarrei Geinsheim.
Darüber demnächst mehr.
Bleiben Sie gesund!